von Günther Thonke
An der Stadtschleuse am einstigen Paradeplatz, wo das Denkmal
des „Großen Kurfürst“ die Stadt bewacht, gab es einst die Waage
des Rates und der Wirt dort kümmerte sich vereidigt um diese.
Der Betrieb des Stadthafens gab ihm dabei ein gutes Zubrot zu
seiner Gaststätte, wo sich auch die Fleischerinnung regelmäßig
und wenn sie einen der ihren auf dem Weinberg die letzte Ehre
erwiesen hatten, trafen.
Von Innung ist keine Rede mehr. Zwischen den großen Kriegen
hatten sie ein anderes Gewicht in der Stadt gehabt.
Ehe es in die Ratswaage ging , durchfroren, erhitzt oder erregt
nach einer Trauerfeier, gingen sie auf die Waage, wo der Banner-
Träger mit seinen Wimpelbegleitern und der Fahne die Konstanz
Ihres Gewichtes bestätigen mussten.
Es blieb bei den 500 Kilogramm, einer halben Tonne mit Knochen.
Vom diäten Leben, Trennkost und Pillen gegen ihre Fülle hatten
sie nie etwas gehört, ihre Figur war Werbung für den Beruf.
Sie fühlten sich wohl, zumindest behaupteten sie es und taten
stets das Nötige für die Verdauung daheim und in der Ratswaage.
Gestorben, - gestorben sind sie aber alle schon !