Eine besonders große Menge von Notgeld wurde im Deutschen Reich in den Jahren während und nach dem Erster Weltkrieg und während der Hyperinflation 1923 ausgegeben. Das Horten von Silbermünzen (durch die Inflation war ihr Materialwert höher als der Nominalwert) und der Metallbedarf der Kriegsindustrie führten zu Kleingeldmangel. Städte, Gemeinden, Kreise und Privatfirmen sprangen in die Lücke und deckten den Bedarf mit eigenen Ausgaben, für den Geldumlauf bestimmten „Verkehrsausgaben“.
Das deutsche Notgeld des Ersten Weltkrieges lässt sich in zwei Perioden unterteilen: erste Periode der kleinen Nominalen bis etwa 20 Mark um 1916 bis 1919 und zweite Periode ab etwa 1921 mit hohen Nominalen, bis in den Billion-Mark-Bereich.
Bis 1. Oktober 1921 war das Notgeld im Umlauf, dann verlor es seine Gültigkeit. Bereits vorher wurden durch die damalige Hyperinflation die Kleinstbeträge nicht mehr benötigt.
Das erste Notgeld wurde in Rathenow im Frühjahr 1917 gedruckt. Die damalige Westhavelländische Vereinsbank gab der Hofdruckerei Babenzien den Auftrag, Gutscheine über 1, 2, 5, 10 und 50 Pfenning zu drucken. Im Mai 1917 kamen vier neue Scheine im Wert von 5, 10, 25, und 50 Pfenning zur Ausgabe die in einer Druckerei in Magdeburg gedruckt wurden
Im November erschienen zwei neue Notgeldscheine im Wert von 5,00 und 10,00 Mark.
Die große Anzahl von variantenreich gestalteten Geldscheinen mit viel Lokalkolorit erweckte bald auch das Interesse von Sammlern, was dazu führte, dass viele Notgeldscheine gar nicht mehr für den Umlauf, sondern eigens für die Sammler gedruckt und ausgegeben wurden. Solche Scheine werden Serienscheine genannt.
1921 entwarf der Rathenower Künstler W. H. Lippert zwei Serienscheine.
Die erste Serie im Wert von 50, 75, 80 und 90 Pfennig widmet Lippert den Zieten Husaren in Rathenow, der zweiten Serie im Wert von 50, 75 und 90 Pfenning der Rathenower Optik.
Serie Optik 1921
Serie Zieten Husaren 1921
Immer wieder musste neues Notgeld gedruckt werden. Zwei neue Werte Rathenower Notgeld erschien im Oktober 1922 in 500 und 1000 Mark. Das Geld verlor immer mehr an Wert. Im August 1923 folgten Notgeldscheine im Wert von 500 000 und 1 000 000 Mark.
Im September 1923 erschien einseitig gedrucktes Notgeld von 5 Mill. und 10 Mill. Mark.
Die Druckereien kamen mit dem drucken des Notgeldes nicht mehr hinterher. Bevor man das Notgeld auslieferte hatte auch dieses Notgeld an Wert verloren.
Im Oktober 1923 wurde für die Stadt Rathenow in Magdeburg ein 50 Mill. Mark Schein gedruckt. Mit noch größeren Werten, die in die Milliarden gingen, gab sich die Stadt Rathenow nicht mehr ab.
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