von Günther Thonke
Um 1900 fuhr die Städtebahn noch nicht nach Brandenburg. Diese Aufgabe löste noch die Postkutsche, die über Nacht hinter dem alten Rathaus an den Brummtienen abgestellt wurde. Die die mit Wasser gefüllten Fässer auf Kufen, die schnell mit Pferden zu einer Brandstelle gezogen werden kon- nten, brummten, so böse Buben dagegen schlugen, was die Behörde im Amt erregte und nervte. Der Magistrat hatte einen Nachtwächter, der seine Runde zu laufen hatte, um nach bösen Buben, nach den Stadttoren und auf die aus aus der Tabagie Kommenden zu achten, die oft auf der Strasse weiter pafften und ob stille Zecher laut wurden.
Wenn der Frost knackte und eiskalt der Wind um die Ecken pfiff, dann waren die Nächte ruhig. Da schien unserem Wächter die Nacht besonders lang geworden zu sein, weil auch die Uhren wohl langsamer gingen und er hatte sich für die Gesundheit mehr als einen Schluck zur Brust genommen gehabt. Als er die Post- kutsche unverschlossen vorfand, schlief sein Versucher nicht, dafür aber er über das angedachte Viertelstündchen hinaus.
Pünktlich spannte der Kutscher an; Fahrgäste gab es an diesem frühen eiskalten Morgen nicht und ab ging die Post via Premnitz, wo besagtes Viertelstündchen des Mannes der Nacht sein Ende fand. Den lachenden Kutscher bat er zu schweigen und opferte ihm ein kräftigen Schluck aus seiner Wärmflasche. Um seinen Posten und den Dienst zu behalten, sputete er sich nach Hause. Beim Bäcker hinterm Rathaus kehrten seine Lebensgeister am warmen Backofen schnell zurück und fast alle dort wollten auch dicht halten. Nur der Stift konnte nicht schweigen und gab es später zum Besten.