Altstädter Rathaus am Markt 21 um 1920
Bei einem Besuch, den der Historische Verein zu Brandenburg, der Stadt Rathenow am 13.06.1906 abstattete, wurde die Idee geboren, auch in Rathenow einen solchen Verein zu Gründen.
Der Lehrer und Heimatforscher, Walther Specht, Bürgermeister Lindner und der Schriftsteller Walther Kotzde verfassten einen Aufruf, der im April 1909 in der „Rathenower Zeitung“ und im „Kreisblatt“ erschien.
Diesen „Aufruf zur Gründung eines Havelländischen Vereins“ unterschrieben 29 Persönlichkeiten der Stadt Rathenow.
Am 14.04.1909 folgten 50 Herren und 2 Damen diesem Aufruf, und es wurde der „Havelländischer Heimatverein“ gegründet.
46 Herren traten sofort dem Verein bei. Durch Bemühungen aller Vereinsmitglieder und der Bevölkerung wuchs die Sammlung schnell heran. Erste Sammlungen von künftigem Museumsgut erfolgten bereits seit 1902.
Die Herausgabe eines Heimatkalenders unter der offiziellen Bezeichnung „Kalender des Kreises Westhavelland“, unter der Leitung von Herrn W. Specht, wurde beschlossen und erschien jährlich ab 1909 bis 1941 (danach von 1957 bis zum heutigen Tag unter dem Titel „Rathenower Heimatkalender“).
Besondere Aufmerksamkeiten wurden der Unterstützung des Baus und die Betreuung des Bismarckturmes und der Windmühle in Bamme gewidmet. Erst 1917 bekam der Verein ein Zimmer im „Altstädter Rathaus“. Nun konnten die ersten Museumsgüter ausgestellt werden.
Nur ein Bruchteil des Gesammelten konnte gezeigt werden. Durch Schenkungen und Ankäufe wuchs das Archiv des Vereins schnell heran. Der Verein kaufte 1920 die Sammlung des Pastors Laage aus Witzke und etwas später die Sammlung des Pastors Schmidt aus Ketzin. Zwei Räume konnten 1922 im „Altstädter Rathaus“ bezogenwerden. Im Jahr 1923 änderte der Verein seinen Namen in „Havelländischer Heimat- und Museumsverein“ um.
H. Günther wurde der 1. Vorsitzende des Vereins.
Der Verein, der sich der Pflege und Erhaltung der Bammer Windmühle zur Aufgabe gemacht hatte, kaufte 1927 diese Mühle.
Sie wurde 1569 erbaut und war somit die älteste Windmühle in der Mark Brandenburg. 1928 löste sich der „Bismarck- Denkmal- Verein“ auf, sein Besitz ging in den des „Havelländischen Heimat- und Museumsverein“ über, der auch die Pflege des Bismarckturmes übernahm.
Im selben Jahr wurden vom Verein Gelder zur Restaurierung des Kürfürstendenkmals zur Verfügung gestellt. Die räumlichen Verhältnisse haben sich nicht verbessert. 1930 war es endlich soweit. 6 Zimmer des „Altstädter Rathauses“ am Markt 21 - heute Platz der Jugend, wurden seitens der Stadt als Museumsräume dem Verein zur Verfügung gestellt.
Die Museumräume wurden von Herrn Max Klewitz eingerichtet. Am 13.08.1930 wurde das „Rathenower Heimatmuseum“ durch den Magistrat der Stadt Rathenow und dem Museumspfleger Max Klewitz feierlich eröffnet.
Das Museum hatte nun 7 Räume zu Verfügung, darunter einen Kellerraum, den früheren „Bürgergehorsam“. Im 1. Stock ist die Biologische Sammlung und die Ausstellung „Alt-Rathenow“ zu sehen. Dahinter im gewölbten Raum eine Ausstellung über die Ur-u.Vorgeschichte. Im 2. Stockwerk befand sich die Bücherei. In weiteren Räumen wurde Handwerk, Technik, Hausrat, Militär und die Optik ausgestellt. In einem weiterem Raum befand sich die Waffensammlung.
1933 bekam das Museum, wegen Platzmangels, 4 neue Räume dazu. Somit ist das gesamte „Altstädter Rathaus“ in Nutzung des Vereins und des Stadtarchivs.
Die Vorgeschichtliche Sammlung des Museums war weit über die Grenzen des Landes bekannt. Von Kugelamphoren aus der Jüngeren Steinzeit bis zu Mammutzähnen und weiteren Knochenresten eiszeitlichen Großsäugetiere.
Wertvolle Bücher und alte Möbel, alte Wiegendrucke, bei Ausgrabungen gefundene Münzen, ein Hängebecken der Bronzezeit aus Nennhausen rundeten das Bild ab.
Rathenow als Garnisonsstadt der Zietenhusaren verfügte über einen riesigen Fundus an Waffen und Rüstungen. Diese wertvollen Museumsgüter und vieles mehr wurden im Mai 1945 bei Abwehrkämpfen in den letzten Tagen des Krieges um Rathenow zerstört.
Diese Sammlung die von den Bürgern der Stadt Rathenow und den Vereinsmitgliedern über 40 Jahren mühevoll zusammengetragen wurde, wurde in dieser Zeit vernichtet. Vieles konnte nicht geborgen werden, war verbrannt, beschädigt oder wurde geplündert.
Es war die Stunde null für Rathenow und für das Museum.
Heimat und Museumsfreunde konnten nur geringe Teile der wertvollen Museumsgüter retten. Karl Mertens , Dr.Rudolf Guthjahr, Walther Mieleke, Herr W. Seeger und der Heimatmaler Georg Penning, um nur einig zu nennen, bemühten sich um den Wiederaufbau des Museums.
Am 01.04.1946 wurde in Rathenow der „Kulturbund“ gegründet.
Den „Havelländischen Heimat- und Museumsverein“ gab es nicht mehr. Unter dem Dachverband des Kulturbundes organisierten sie sich als „Natur und Heimatfreunde“ neu. Es wurde ein Museumsrat gegründet, der sich für den Wiederaufbau des „Rathenower Heimatmuseum" einsetzte.
Der Grundstock zum Wiederaufbau des Archivs des Museums war gelegt. Durch Schenkungen und Ankäufen wuchs die Anzahl der Museumsgüter schnell wieder an. 1953 übergab die Stadtverwaltung Rathenow eine größere Sammlung optischer Ausstellungsstücke, die von dem „VEB Rathenower Optischen Werken“ und von anderen Betrieben gestiftet wurden.
1953 teilte der Rat der Stadt Rathenow dem Verein zwei Räume in der Rosa – Luxenburg - Straße 5 zu, die als „Heimatstube“ genutzt wurden. Hierfür wurde der Stadtarchivar Dr. Rudolf Guthjahr als ehrenamtlicher Museumsleiter eingesetzt.
Im ersten Raum wurden Museumsgüter zum Thema Optik ausgestellt. Alte Etuis, die historische Stücke der Brillensammlung, Mikroskope und Ferngläser. In einem weiterem Raum wurde die „Biologische Sammlung“ des Vereins ausgestellt.
Präparierte Tiere, z.B. ein Elchkopf, zwei Adler, ein Bisonkopf waren dort zu sehen.
In diesem Raum wurde auch ein Teil der Museumsgüter gezeigt die aus dem zerstörten Heimatmuseum gerettet wurden. Erwähnenswert sind hier die große Geldkiste, eine Wetterfahne aus dem Jahr 1692 und die sehr wertvolle Gymnasialbibliothek. Diese zwei Räume reichten nicht aus um alle Museumsgüter zu zeigen. Die Sammlung der „Heimatstube“ wuchs durch Ankäufe Schenkungen so an, das eine fachgerechte Lagerung nicht mehr möglich war. Ein alter Zinnkrug aus dem Jahr 1632 zählt schon zu den Neuerwerbungen,ebenso ein Modell einer Havelzille, ein Geschenk von Ernst Bösch.
Eine Schuhmacher- u. die Stellmacherwerkstatt, die alte Feuerspritze und andere Wagen, die Biedermeiermöbel und vieles mehr brauchten Platz im neuen Heimatmuseum. Man brauchte Räume, um diese Ausstellungsstücke zu zeigen.
Schon 1961 besaß der Verein „Natur und Heimatfreunde“ in der Optischen Abteilung rund 600 Gläser u. Linsen, 350 Brillen, 150 Klemmer(Brille) und 100 Etuis . Dazu kommen noch Lupen und Instrumente allerArt und Werkzeuge aus der optischen Industrie. Auch die Fotografie, Gegenstände für das Uhrmacherhandwerk und das Glaserhandwerk waren im Archiv vertreten. Der Maler Georg Penning schenkte dem Verein einige Gemälde die für eine kleine Gemäldegalerie vorgesehen waren. Später erhielt der Museumsrat von der Stadt Rathenow, aus dem Besitz des Malers Georg Penning Bilder, Fotos, Bücher und einen Sekretär. Diese Gegenstände waren für das neue Heimatmuseum vorgesehen.
Der Verein sucht nach geeigneten Ausstellungsräumen. Man wollte endlich alle seine Schätze den Rathenowern und seinen Gästen zeigen.
Das Haus am Schleusenplatz 4 wurde dem Verein 1961 von der Stadt Rathenow zur Verfügung gestellt. Die Räume wurden mit Hilfe der Vereinsmitglieder zu Museumsräumen umgebaut. Museumsgüter und Ausstellungsstücke konnten nun durch den Ankauf neuer Vitrinen repräsentativ ausgestellt werden. 1966 beanspruchte die FDJ Kreisleitung die Räumlichkeiten des Heimatmuseums. Ein Haus in der Schleusenstraße 3 wurde für das Heimatmuseum hergerichtet und man zog wiedereinmal mit seinen Museumsgüter um.
Durch die politische Lage wurden Mitte der siebziger Jahre die Kultureinrichtungen der Stadt Rathenow durch den damaligen Rat des Kreises Rathenow übernommen. Das„Rathenower Heimatmuseum“wurde enteignet und ging mit all seinen Museumsgütern in den Besitz der Stadt Rathenow über. Zum ersten Mal seit 1909 hatte nicht mehr ein Verein die Verantwortung für das Museum, sondern die Stadt Rathenow.
Das „Heimatmuseum“ erhielt nun den Namen „Kreismuseum“.
Im Jahr 1986 zog das „ Kreismuseum“ in die Rhinower Straße. Hier wurde erstmals langfristig die Möglichkeit geschaffen, großzügige Ausstellungsflächen zu schaffen, um die Geschichte unserer Stadt und vor allem der Optik auszustellen. Durch die Rückübertragung des Hauses nach der Wende wurde das Kreismuseum ausgelagert und wurde im Jahr 2000 geschlossen.
Zu dieser Zeit besitzt das Kreismuseum etwa 35000 Objekte. Bemerkenswert ist die Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung mit 11000 Objekten und eine herausragende optische Sammlung mit 15000 Objekten. Dazu kommen 2600 Objekte der Fotosammlung und 300 Objekte überregionaler Kunst. Erwehnenswert sind die 2000 Objekte aus der Kulturhistorischen Sammlung des Havellandes und Rathenow.
Das „Kreismuseum“ besaß eine Museumsbibliothek von mehr als 4000 Büchern, von denen ca. 500 aus der Zeit vor 1900 stammen. Annähernd die Hälfte der historischen Literatur entfällt auf das 19. Jh., 200 Bände auf das 18.Jh und 50 Bücher aus dem 17.Jh.
Aus den alten Beständen des ehemaligen „Kreismuseums“ entstand 2004 im Kulturzentrum in Rathenow, Am Märkischen Platz 3, das “Optik-Industrie-Museum“.
Hauptaustellungsthema des Museums ist der optischen Industrie der Stadt Rathenow gewidmet.
2008 trafen sich interessierte Rathenower Bürger und beschlossen eine Interessenvereinigung zu gründen. Ihr Ziel ist der Aufbau eines „Rathenower Heimatmuseum“.
Am 18.08.2009 wurde der Verein gegründet und trägt den Namen:
„Förderverein Heimatmuseum der Stadt Rathenow e.V.“
Am 01.06.2011 eröffnete der Förderverein sein Büro in der Steinstraße 1.Dieses Büro ist der Treffpunkt vieler Mitglieder und Informationbüro für die Rathenower und ihren Gästen.
Die Stadt Rathenow hat eine 800 jährige Geschichte. Die Optik ist nur ein Bruchteil dieser Geschichte. Wir als Verein wollen das die Stadt Rathenow wieder ein „Heimatmuseum“ bekommt.
Helfen Sie mit, unterstützen Sie uns beim Wiederaufbau unseres
„Rathenower Heimatmuseums“
In der Geschichte des „Rathenower Heimatmuseum“, stehen wir heute vor denselben Problemen wie vor 100 Jahren. Die Suche nach Räumlichkeiten für ein Museum und der Aufbau des Archivs. Ohne die Unterstützung der Bevölkerung und der Politiker der Stadt Rathenow können wir als Verein nicht das erreichen, was wir uns vorgenommen haben.
Autor: O. Schwaß
Quelle: Heimatkaleder
Heimatverein
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